Ich wollte nur einen Kaffee, Reader. Nicht mal was Besonderes. Kein doppelter Oatmilk Flat White mit fancy Ginger Tasting Notes. Einfach nur: Koffein. Wärme. Frieden. Aber ich vergaß, mit wem ich es zu tun habe. Denn ich besitze keine Kaffeemaschine. Ich besitze eine Launische Göttin in Edelstahl. Mit einem temperamentvollen Herz aus 15 Bar Druck. Und einer Mühle, die mir jeden Morgen aufs Neue mitteilt, ob ich heute als würdig erachtet werde. Heute? Wurde ich nicht. Ich mahle also die Bohnen. Schön frisch. Wie es sich gehört. Ich tampere. Stelle den Siebträger ein. Spüle. Warte. Atme. Drücke den Knopf. Und was kommt raus? Ein Trauerstrahl. Wässrig. Sauer. Völlig respektlos. Ich überprüfe alles. Mahlgrad? Temperatur? Tamperdruck? War das Wasser zu hart? War mein Mindset zu weich? Ich hab den Shot weggeschüttet. Weil ich stolz habe. Und Geschmack. Dann alles neu. Zweiter Versuch. Jetzt: Kein Durchlauf. Gar nichts. Die Mühle röchelt. Die Maschine zischt. Der Druck baut sich auf wie meine innere Anspannung. Ich sehe mich selbst von außen – ein erwachsener Mensch, der mit einer italienischen Chromdiva verhandelt wie mit einer sprengstoffverdächtigen Reisetasche. Und ich frage mich: Warum. Zum. Teufel. Ist DAS mein Leben? Ich wollte nur Kaffee. Jetzt überlege ich, ob ich der Maschine ein Dankeschreiben formulieren muss, damit sie mir nächste Woche wohlgesonnen ist. Jedenfalls… Falls du heute einfach auf „Knopf“ drücken kannst – und dann kommt Kaffee raus: Schätze das. Sag deiner Maschine, wie gut sie das macht. Und falls du auch eine Siebträgermaschine hast… Ich seh dich. Ich fühl dich. Ich wünsch dir Stärke. Hab ein schönes Wochenende, Reader. Und: Halt durch. Markus PS: Ich hab heute ganz kurz darüber nachgedacht, mir Instantkaffee zu machen. Aber dann hab ich mich selbst geslappt und bin kurz gedanklich barfuß erst durchs nasse Gras und dann über ein paar glühende Kohlen gelaufen – für den besonderen Kick ging’s dann noch über Glasscherben. Nur, um wieder klar zu kommen. |