Ich brauche einen Kühlschrank. Nicht irgendeinen – sondern einen ganz normalen. Also einen, der – groß ist – Eiswürfel macht – einen Festwasseranschluss hat. KLINGT BANAL??? Dann versuch mal, sowas zu finden, Reader, wenn du weder auf Samsung noch American Side-by-Side stehst und der Hersteller bitte nur Hausgeräte machen soll und nicht auch noch Glasfasermodems. Spoiler: GIBT ES NICHT!!! Ich hab Stunden (!!!) damit verbracht. Hab Testberichte gelesen. Maße verglichen. PDF-Datenblätter durchforstet wie andere Leute Steuertricks. Und jedes Mal: irgendwas passt nicht. Zu klein. Kein Festwasser. Sieht aus wie ein Würfel aus 2008. Oder halt: 6.899 €. Das Ganze hat sich irgendwann nicht mehr wie Produktsuche angefühlt. Sondern wie eine Identitätsfrage: Nutze ich meinen verdammten extra Wasseranschluss in der Küche jetzt…oder nicht? Ich mein – der ist doch DA. Der wartet doch nur darauf, endlich zu glänzen – wie Hundi, die apportieren will! Wenn ich den nicht nutze…was bin ich dann bitte für ein Mensch? Und dann, mitten im Scrollen zwischen Edelstahl-Optik und dem absurden Gedanken, Gourmet-Abende mit Crushed Ice zu feiern, kommt der Moment, der alles killt – grad wie ich mich gedanklich in exakt 10 Jahren in meiner Küche sitzend sehe und melancholisch den ungenutzten Wasseranschluss anstarre: „Moment mal…ich hab den Anschluss da doch gar nicht geplant.“ „Ich hab den nicht entschieden.“ „Warum zur Hölle mach ich den jetzt zu meinem Problem?!“ Nur weil etwas da ist – muss ich es nicht zum Dreh- und Angelpunkt meiner Handlung machen. Vielleicht sollte ich lieber gucken, was ich wirklich will und die verdammten Rohre einfach mal Rohre sein lassen. Und genau da hat’s bei mir geklickt. Weil: Wie oft tun wir das eigentlich beim Schreiben? Wir starten mit dem, was „da ist“. Ein Produkt. Ein USP. Ein Feature. Ein Wasseranschluss. Und dann quetschen wir irgendeine Story drum herum – nur damit es irgendwie zusammenpasst. Aber was wäre, wenn wir Story nicht vom Feature aus denken – sondern vom Gefühl? Vom inneren Widerspruch? Vom verdammten Frust beim Kühlschranksuchen? Ich spiel gerade mit dem Gedanken, genau daraus ein Mini-Produkt zu machen: How To Storytelling – aber vielleicht ist das nur der Wasserdruck, der mir zu Kopf steigt. Würdest du sowas kaufen, Reader? (Ernsthaft. Schreib mir. Ich hab’s nicht eilig. Aber der Anschluss lässt mir keine Ruhe.) Markus |