Weißlacker, du kantiger Klumpen aus Milch, Salz und Schicksal. Du riechst wie ein Altbaukeller nach drei Tagen Regen – und schmeckst wie eine Entscheidung. Du bist nicht schön. Du bist nicht freundlich. Du bist nicht da, um zu gefallen. Du bist da, um zu bleiben. Nicht im Kühlschrank – sondern im Gedächtnis. In der Nase. Im Gespräch nach dem Frühstück. Du bist die evergreen Control unter den Käsen. Du bist das „Was zur Hölle…“ am Gaumen. Du bist der Beweis, dass Charakter mehr wirkt als Konsistenz. Und dass Reifung nicht bedeutet: weichgespült. Sondern: bewusst gewachsen. Dein Schimmel ist kein Makel. Er ist Haltung. Er sagt: Ich hab was durchgemacht. Ich war da, als andere Käse noch Cellophan trugen. Du bist nicht mild. Du bist nicht leicht. Aber du bist echt. Und deshalb, lieber Weißlacker, bist du mein Vorbild. Für jede Zeile, die aneckt. Für jedes „Das kannst du so doch nicht schreiben.“ Für jedes „Das stinkt ein bisschen.“ Möge jede meiner Mails ein kleines bisschen nach dir riechen. Markus PS: Ich hab den Weißlacker am Samstag auf dem Wochenmarkt gekauft – und damit eine handfeste Ehekrise provoziert. Aber mit jedem einzelnen Bissen wusste ich: Das. War. Es. Wert. (auch wenn Töchterchen mich nie wieder aus ihren unschuldigen Augen ansehen wird, OHNE mich dafür zu verurteilen…) |